1490 - 1530 Praha/Prag

Prag bestand aus den drei selbstständigen Königsstädten Altstadt, Neustadt (seit 1518 zusammengelegt) und Kleinseite. Mit der durch Vladislav II. 1490 vorgenommenen Verlegung der königlichen Residenz nach Buda/Ofen verloren sie an Bedeutung. Nur noch dreimal besuchte dieser nach seiner Wahl zum ungarischen König Prag, sein Nachfolger, Sohn Ludwig, einmal.

Prag galt als Zentrum der böhmischen Utraquisten, wobei es immer wieder zu Auseinandersetzungen zwischen ihren radikalen und konservativen Anhängern kam. Der Aufstand der Radikalen in der Altstadt im Jahr 1483 führte letztendlich zur zweiten Defenestration, zwei Jahre später auch zum Kuttenberger Religionsfrieden. Bis in die 1520er Jahre, als sich die Radikalen in der Regierung des vereinten Prags durchsetzten, zogen sich die Kämpfe zwischen den Fraktionen. Mit Jan Pašeks Putsch 1524 folgte schließlich die Vertreibung des radikalen Flügels. Trotz der instabilen Situation dieser Jahre stellte Prag das politische, wirtschaftliche und religiöse Zentrum Böhmens dar und behielt bis zum Aufstand von 1547 seine Bedeutung.

Die Königsburg am rechten und der Palast am linken Ufer prägten die zusammengelegten Prager Städte. Seit den achtziger Jahren des 15. Jh. wurden Umbauten/Renovierungen am Palast, der bis Vladislavs Weggehen als ständiger Sitz gedient hatte, vorgenommen. Der Königspalast war Sitz der Landesvertretung, hier fanden die Versammlungen der Landesgerichte und des Landtages statt, hier wurden die Landtafeln aufbewahrt. Die zentrale Lage der Stadt brachte einen künstlerischen Aufschwung mit sich, insbesondere bauliche Maßnahmen an Stadthäusern rund um die Burg sowie am Königspalast und am Veits-Dom. Prag blieb Universitätsstadt – wenn diese auch an internationaler Bedeutung verlor – und Verwaltungszentrum der Utraquisten. Dank der Universität und des aufblühenden Buchdruckes, der sich im Laufe des 16. Jh. sehr dynamisch entwickelte, galt Prag (mit Olomouc/Olmütz) als Zentrum des sich in Böhmen verbreitenden Humanismus, erst Anfang des 17. Jh. kam es zu einem Bedeutungsverlust.

Antonín Kalous

Praha/Prag, St. Veitsdom – Königliches Oratorium

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