Unbekannter Zipser Schnitzer und Malerwerkstatt
Lindenholz, Fassung, Vergoldung (Statuen und Altararchitektur),Tempera und Vergoldung (Fafelmalereien)
1496
Leutschau (Levoča), Pfarrkirche St. Jakob
Der massive Marienaltar im nördlichen Seitenschiff der Leutschauer Kirche gehört mit seinen qualitätsvollen Tafelmalereien und Skulpturen zu den Meisterwerken des Übergangs vom 15. zum 16. Jahrhundert, nicht nur im Raum Zips. Die im Mittelpunkt stehende Skulptur – Madonna mit Engeln – wird von vier kleineren Skulpturen der heiligen Jungfrauen flankiert und somit in die Form eines „Viereraltars“ stilisiert. Bei geöffneten Flügeln sieht man vier gemalte Szenen: die Verkündigung, die Heimsuchung Mariens, die Geburt Christi und die Anbetung der Heiligen Drei Könige, auf den geschlossenen Flügeln acht weitere Szenen aus dem Marienleben.
Anlass für die Anfertigung des Altars war wahrscheinlich das Treffen der vier jagiellonischen Königsbrüder 1494 in Leutschau. Ein Hinweis hierauf ist die Gestaltung der Predella: das Pendant des Jagiellonenwappens mit dem polnischem Adler ist das Wappen der Stadt Leutschau. Bei dem Treffen zwischen dem böhmischen und ungarischen Fürst Wladislaw II. Jagiellonski, dem polnischen König Jan Albrecht, Herzog (und späterer polnischer King) Sigmund und (späterer) Kardinal Friedrich ging es um Nachfolgeregelungen bzw. darum, die strittigen Fragen eines polnisch-ungarischen Ausgleichs aus der Welt zu schaffen. Das Treffen war eine typische dynastische Veranstaltung mit bedeutsamen Auswirkungen für ganz Europa - ähnlich wie der Erste Wiener Kongress oder Wiener Fürstentag 20 Jahre später.
Dušan Buran