Die Kathedrale des Heiligen Martin ist die wichtigste Kirche der slowakischen Hauptstadt. Sie zeichnet sich durch eine komplizierte Baugeschichte aus; ihr heutiges Aussehen trägt die Spuren zahlreicher historischer Ereignisse und architektonischer Veränderungen. An der Stelle einer kleineren Kapelle wurde im 13. Jahrhundert eine neue Probstei- und Stadtpfarrkirche erbaut. Im ersten Drittel des 14. Jahrhunderts wurde sie vergrößert, was sich bis Anfang des 16. Jahrhunderts hinzog. Der Dom hat so seine typische Silhouette gewonnen, die seitdem nicht wesentlich verändert wurde. Mit dem Bau der Kirche sind die Namen von Baumeistern mitteleuropäischer Bedeutung verbunden, die die Architektur des Domes mittels ihrer Bauhütten beeinflusst haben. Es waren Michael Chnab, Hans Puchsbaum, Lorenz Spenning oder Anton Pilgram, die dem Dom die Form einer gotischen dreischiffigen Halle verliehen haben, mit polygonalem Chorabschluss, durch ein Netzrippengewölbe mit Schlingrippen überwölbt, mit einem prismenförmigen Turm und angebauten doppelgeschossigen Kapellen im Westen. Relativ kurz nach der Fertigstellung begannen die ruhmreichsten Zeiten des Domes, als Bratislava 1536 zur Hauptstadt des Königreichs Ungarn erklärt wurde. 1563 fand die Krönung von Maximilian II. zum König von Ungarn hier statt. Bis 1830 wurden im Dom elf Könige und acht königliche Gattinnen gekrönt. 2008, als unter Papst Benedikt XVI. das Erzbistum Bratislava entstand, wurde der Martinsdom endlich in den Rang einer Kathedrale erhoben.Im Vorfeld der Wiener Doppelhochzeit im Jahr 1515 zelebrierte Tamás Bakócz, Erzbischof von Esztergom und Primas von Ungarn, im Martinsdom einen festlichen Gottesdienst in allen Sprachen der beteiligten Parteien, um die Gleichwertigkeit aller zu betonen.
Denkmalamt der Slowakei, Bratislava