Foto: Nacionalinis muziejus Lietuvos Didžiosios Kunigaikštystės valdovų rūmai/ Nationalmuseum – Palast der Großfürsten von Litauen
Ende des Mittelalters begann das Obere Schloss zugunsten des Unteren Schlosses an Bedeutung zu verlieren. Dieses wurde von den Jagiellonen, den Großfürsten von Litauen und Königen von Polen, sukzessive umgebaut und erweitert. Der König von Polen-Litauen, Alexander der Jagiellone, verlegte nach seiner Vermählung mit Helena von Moskau, der Tochter des Großfürsten von Moskau Iwan III. (1495), die Hauptresidenz vom Oberen ins Untere Schloss und baute das Palais im spätgotischen Stil aus. Sein für die Renaissance charakteristisches Aussehen nahm das Schloss unter Sigismund I. (1506-1548) an. Der untere Teil der Residenz wurde nach einem Brand erweitert. Die zu dieser Zeit durchgeführten Arbeiten bildeten den Auftakt zur Krönungszeremonie von Sigismund August im Jahre 1529.Mit den Um- und Ausbauarbeiten wurde Bernardino de Gianotis Zanobi beauftragt. Auch Bartolomeo Berrecci, Benedykt aus Sandomierz und Ulrich Hosse, der die Bauarbeiten beaufsichtigte, werden genannt.
1544 wurde König Sigismund August zum Statthalter seines Vaters in Litauen ernannt. Gemeinsam zog er mit seiner Gemahlin Elisabeth von Österreich nach Vilnius um. Er veranlasste weitere Bauarbeiten am nordwestlichen Flügel des Schlosses, das Neues Schloss genannt wurde und den Innenhof abschließen sollte. Für die Arbeiten wurden vom König Giovanni Cini da Siena sowie sein Bruder Bartolomeo, Frederik Unstherffe, Hiob Praÿetfuess ins Land geholt. Zimmermeister war Marcin aus Polen, mit der Dekoration der Innenräume wurden der Bildhauer Donat aus Ungarn, Ehrhard Sweiger, Anton Wiede sowie zahlreiche weitere Künstler betraut.
Unter der Herrschaft des letzten Jagiellonen wurde Vilnius zu einem politischen, administrativen, kulturellen und künstlerischen Zentrum. 1562 fand im Großfürstlichen Schloss in Vilnius die feierliche Vermählung von Katharina Jagiellonica und Johann III., dem späteren König von Schweden, statt. Im Schloss wurden auch bedeutende Kunstwerke sowie Gobelins gesammelt und eine Bibliothek eingerichtet.
Die Residenz in Vilnius weist viele Parallelen zu jener in Krakau auf. Die Ähnlichkeiten werden in den allgemeinen architektonischen Lösungen deutlich. Die Interieurs beider Gebäude wurden mit ähnlichen Dekorationen und Ornamentik verziert. Der Piano nobile befand sich sowohl in Krakau, als auch in Vilnius im zweiten Stock.
Nach der Zerstörung im Zuge des Russeneinfalls 1655–1661 war das Schloss beinahe eine Ruine. Von 1799 bis 1801 wurde es auf Anordnung der russischen Regierung niedergerissen. Auf dem Gelände wurde ein Park angelegt. Im Jahr 2000 beschloss das litauische Parlament den Wiederaufbau des Schlosses. Zwei Jahre später fing man mit den Bauarbeiten an. Am 6. Juli 2009 fand die symbolische Eröffnung des Großfürstlichen Schlosses statt. 2013 wurden zwei von vier Teilen des Schlosses für Besucher geöffnet.
Lidia Gerc