vor 1522
Adneter Marmor, Rahmen Kalkstein
Maße der Rotmarmorplatte: Höhe 270 cm, Breite 152 cm, Tiefe 17 cm
Wien, St. Stephan, Nordchor
Institut für Mittelalterforschung, Österreichische Akademie der Wissenschaften Wien (Foto: Michael Malina)
Georg Slatkonia, 1513 von Maximilian I. zum Bischof von Wien nominiert, leitet im selben Jahr die Feierlichkeiten bei der Übertragung der Gebeine Kaiser Friedrichs III. in das eben vollendete Grab im Apostelchor und zelebriert das Hochamt anlässlich der habsburgisch-jagellonischen Doppelhochzeit 1515.
Das Epitaph ließ sich Slatkonia, laut Inschrift, noch zu Lebzeiten errichten. Es zeigt den Bischof in ganzfigurigem Relief, mit äußerst wirklichkeitsgetreu geschilderten Gesichtszügen, die in einer meisterlich subtilen, beinahe „impressionistischen“, Behandlung des Marmors umgesetzt sind. Es ist das erste Grabdenkmal in Wien St. Stephan, in dem das der italienischen Renaissance entlehnte Motiv der Muschelnische skulptural umgesetzt ist (später wird es im Cuspinian-Epitaph aufgegriffen).
Der Meister des Epitaphs, das in seiner Art als singulär in Wien St. Stephan und im Wiener Raum zu betrachten ist, ist wohl im Umkreis des Kaisers zu suchen. Es handelt sich entweder um ein Importstück oder um ein Werk, das von einem auswärtigen Meister angefertigt wurde.
Cornelia Plieger