Zwei unbekannte IlluminatorenPergament, Tempera, Vergoldung
Wende des 15. zum 16. Jahrhundert
Bratislava, Innenministerium der SR – Archiv der Stadt Bratislava, EC Lad. 6; EC Lad. 2/48-49
Der Antiphonar war ein Bestandteil der Sammlung des Domkapitels in Bratislava. Ein Teil des „Temporale“ gelangte in den 40er Jahren des 20. Jahrhunderts in die Bestände des Archivs, andere Fragmente befinden sich in Budapest OSzK (A 23/II a V-21f.). Sieben gemalte ornamentale Initialen, bisweilen durch Marginaldekoration begleitet, sind aufgrund ihrer Renaissanceelemente (Girlanden, Vasen, üppige Ecken usw.) charakteristisch. Einige der Folien sind in ihrem Stil eher gotisch gestaltet, typisch für Bratislava- Handschriften aus dem späten 15. Jahrhundert, die unter starkem Einfluss der Wiener Buchmalerei stehen. Sie zeichnet sich durch meist gestreckte, kontrastreiche Farbkombinationen von Akanthus-Ranken mit goldenen Punkten ohne Stempelung, stellenweise mit Vögeln, aus. Typisch für die Werkstatt von Ulrich Schreier, einem Wiener und Salzburger Illuminator, zeugen von seiner Tätigkeit auch für das slowakische Kapitel. Aus dieser Werkstatt dürfte auch der zweite Illuminator des Antiphonars III stammen. Wegen der Mobilität der Kanoniker aus Pressburg, die am Ende des 15. Jahrhunderts auch einige kirchliche Behörden in Ofen (Buda) oder Gran (Esztergom), meistens aber in Niederösterreich oder direkt in Wien vertraten, ist die heterogene Zusammenstellung des Kodexes an der Wende von Gotik zu Renaissance ebenso wenig überraschend wie die unterschiedliche Herkunft der beiden zwei Illuminatoren des Antiphonars.
Dušan Buran