Werkstatt von Henri van Lacke
Enghien, 1528
Aus Wolle und Seide gewebt,
Schußfadendichte: 6/cm,
H. 301cm, B. 375 cm
Budapest, Iparmuvészeti Múzeum, Inv.Nr. 14764
Zwei Jahre vor ihrem Tod ließ Erzherzogin Margarete von Österreich (1480 – 1530), Statthalterin der Niederlande, zum Andenken an ihre beiden verstorbenen Gatten Juan von Kastilien-Aragon (1478 – 1497) und Philibert II. von Savoyen (1480 – 1504) eine Serie von sechs Wandteppichen anfertigen, die ursprünglich in Brou, in der Friedhofskapelle der burgundischen Herzöge, aufbewahrt wurde. Zwei Stücke davon sind bis heute erhalten geblieben und befinden sich im Kunstgewerbemuseum Budapest. In der Komposition und Ornamentik sind sie fast identisch, das linke Feld der zentralen Doppelwappen und die vier Seitenwappen weichen aber voneinander ab. Das im Mittelpunkt dargestellte Grundmotiv zeigt das Wappen der Statthalterin und ihres ersten Gemahls, des spanischen Infanten Juan von Kastilien-Aragon. Das Doppelwappen ist von der folgenden lateinischen Inschrift (Wahlspruch) umgeben: “FORTUNE INFORTU – NE FORT UNE“ [„Glück - Unglück – stärkt allein“]. Oberhalb dieses – von einer Fürstenkrone gezierten – Motivs erscheint die (aus Strahlen und Wolken sichtbare) Gotteshand mit der Inschrift: „MANUS D[OMI]NI PROTEGAT ME“ [„Die Hand Gottes soll mich beschützen“]. Auf Grund der dazugehörigen Aufschriften sind die Seitenwappen leicht zu identifizieren. Links oben: Ferdinand I. (1503 – 1564) König von Böhmen und Ungar; rechts oben: Seine Gemahlin, Anna von Böhmen und Ungarn (1503 – 1546) als Anna von Ungarn („Anna de Onguerie“) bezeichnet; links unten: Ludwig II. (1506 – 1526), bis zu seinem Tod in der Schlacht bei Mohács 1526 König von Böhmen und Ungarn; rechts unten: seine Gemahlin Maria, verwitwete Königin von Böhmen und Ungarn (1505-1558), die Enkelin Kaiser Maximilian I., seit 1530 Statthalterin der Niederlande (als „Marie de Bourg[ogne]“ bezeichnet). Nebem dem sich verzweigenden Stammbaum am unteren, horizontalen Feld des Wandteppichs erscheinen vier Tiere von heraldisch-allegorischer Bedeutung; links: Pfau und Straße, rechts: Löwe und Greif. Der untere Teil der Bordüre fehlt.
E.P.