Foto: Anna Ziemlewska
Die Sigismund-Kapelle - die auch als Königs-Kapelle oder Jagiellonen-Kapelle bezeichnet wird, weitere Bezeichnungen sind Mariä-Himmelfahrt-Kapelle und Kapelle der Heiligen Barbara - ist eine von neunzehn Kapellen, die sich in der Krakauer Kathedrale auf dem Wawel befinden.
Der Grund für die Entscheidung von König Sigismund I., diese Kapelle errichten zu lassen, war der Tod seiner ersten Gemahlin Barbara Zápolya. Die Ehe von Barbara und Sigismund I. sollte die Jagiellonen noch enger mit dem Geschlecht Zápolya verbinden, dem die Anführer der ungarischen Nationalpartei sowie entschlossene Gegner der Habsburger entstammten.
Mit dem Bau der Kapelle, die im Stile der florentinischen Renaissance errichtet wurde, wurde Bartolomeo Berrecci beauftragt. Die Kapelle gilt als erstes polnisches Gebäude, das zur Gänze nach den Richtlinien der florentinischen Renaissancebaukunst mit einem reichhaltigen künstlerischen Programm erbaut wurde. Die ersten Entwürfe wurden 1517 vorgelegt, die Kapelle wurde in der Zeit von 1519 und 1531 errichtet. 1533 wurde die Kapelle geweiht. Im selben Jahr fand auch die neuerliche Beisetzung von Barbara Zápolya statt.Die Kapelle ist von quadratischem Grundriss und mit einer Kuppel überdacht, die auf einem Tambour mit Laterne ruht. Die Innenwände sind als Triumphbögen gestaltet. Der besonders prunkvoll eingerichtete Innenraum stellt einen Ausgleich zur relativ bescheidenen Fassade dar. Als halbprivate Kapelle wurde sie von der Kathedrale mit einem Gitter abgegrenzt.
Beim Kapellenbau wurde Berrecci u.a. von Antonio da Fiesole, Niccolo Castiglione, Filippo di Bartolomeo da Fiesole, Bernardino Zanobi de Gianotis, Giovanni Cini, Giovanni Soli und Giammaria, auch Padovano, unterstützt. Mit der Beschäftigung weiterer italienischer Künstler lässt sich erklären, dass zahlreiche Dekorationsmotive zweifelsohne italienischer und antiker Provenienz sind. Anders verhält es sich mit dem Flügelaltar an der östlichen Kapellenwand, der von Sigismund dem Alten in Nürnberg bestellt und nach dem Entwurf von Hans Dürer ausgeführt wurde. Die Kapelle wurde zum Mausoleum der letzten Jagiellonen, in der die Grabmäler von Sigismund I. des Alten, Sigismund II. August sowie von Königin Anna Jagiellonica errichtet wurden. Das Grabmal mit dem aus dem Schlaf erwachenden Sigismund I. schuf Berrecci selbst, mit Sicherheit hatte er diese Konzeption auch selbst entworfen. Das Grabmal von Sigismund August stammt von Santi Gucci.
Die Kapelle sowie deren plastische Gestaltung wurden zum Vorbild und zur Inspirationsquelle für etwa 200 weitere Mausoleen, die in den darauffolgenden Jahrhunderten bis zum 18. Jh. in Polen errichtet wurden. Auch die Grabmäler wurden oftmals zum Vorbild für zahlreiche spätere Grabmäler von Magnaten und Adeligen in Polen. Ihr Einfluss wird auch an weiteren Grabmälern in der Kathedrale sichtbar.
Lidia Gerc