Innsbruck, ca. 1515
Eisen, Ätzdekor, Messing, Leder, H. 70 cm, B. 40 cm, T. 11 cm
Wien, Kunsthistorisches Museum, Hofjagd- und Rüstkammer
Inv.-Nr. A 344
Der Typus der Ungarischen Flügeltartsche fand seine Ausformung im Spätmittelalter in Osteuropa. Der namengebende Flügel der Tartsche schützte den Nacken des Reiters vor den Säbelhieben des Gegners. Die Vertiefung oben oder an der Seite diente zum Einlegen der Lanze. Der Innsbrucker Plattner scheint mit dem osteuropäischen Schildtypus nicht vertraut gewesen zu sein. Die Einkerbung für die Lanze ist in seinem Werk zur seichten Einbuchtung reduziert, deren praktischer Nutzen nur gering war.
Die Tartsche ist ungewöhnlich aufwendig gestaltet – sie ist aus Eisen, nicht wie üblich aus Holz, und mit Ätzdekor und Messingnieten ausgestattet. Sie muss daher für eine eher zeremonielle Verwendung gedacht gewesen sein. Die stilistische Einordnung in die 1510er Jahre legt nahe, dass sie anlässlich der Doppelhochzeit 1515 in Wien angefertigt worden ist. SK