Wien: Vietor 1515
Wien, Universitätsbibliothek I-302.206
Im Februar 1515 reiste Kardinal Matthäus Lang nach Pressburg, um in Vertretung Maximilians mit den dort eingetroffenen Jagiellonenkönigen zu verhandeln; hierauf erstattete er Maximilian in Innsbruck Bericht und begleitete diesen nach Wien. In seinem Gefolge befand sich der Humanist Riccardo Bartolini aus Perugia (ca. 1475-1529), der Verfasser eines umfangreichen epischen Gedichts zum Lob Maximilians. In seinem lateinischen Odeporicon (griech. für Reisebericht) gibt er eine detaillierte Beschreibung der Reise und der Wiener Festlichkeiten, wobei er den Kardinal als seinen Gönner in den Vordergrund rückt. Bartolini schreibt aus Perspektive eines v.a. kulturell und literarisch interessierten Teilnehmers, u.a. über die Besichtigung des Friedrichsgrabes im Stephansdom und die Begegnung mit Humanisten im Gefolge des Polenkönigs. In den Bericht legte er auch seine Festrede zur Trauungszeremonie ein, die im Lärm der zahlreichen Gäste unterging und abgebrochen werden musste. Das Titelblatt zeigt das kaiserliche Doppeladlerwappen und das Wappen Kardinal Langs; die Holzschnittbordüre enthält das Monogramm des Wiener Druckers Hieronymus Vietor, der das Werk für den Augsburger Verleger Johannes Wiedemann druckte.
Elisabeth Klecker