1515 war der Martinsdom gerade fertiggestellt. Als letzte Bestandteile der Kirche wurden die Annenkapelle auf der Nordseite, die ein kleineres Nordportal aus der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts überdeckt hat, und die südliche Vorhalle angebaut. Diese zwei Zubauten können uns den Kunstgeschmack und Stil näherbringen, der zu der Zeit aktuell war, als Bratislava Gastgeberin eines solch wichtigen Treffens war. Die Annenkapelle ist ein länglicher Sakralbau, der zwischen die Strebepfeiler der Domkirche eingespannt wurde. Die Kapelle, die wahrscheinlich von Familie Meixner aus Bratislava Ende des 15. Jahrhunderts gestiftet wurde, ist aufgrund ihres aus Rauten und Dreiecken zusammengesetzten Stern-Netzgewölbes einzigartig. Gestützt wird die Kapelle durch drei eigene Strebepfeiler.Die südliche Vorhalle – Der Zubau beendete die mittelalterliche Baugeschichte des Martinsdomes. Sie wurde unter der Leitung des aus Brno gebürtigen Wiener Dombaumeisters Anton Pilgram fertiggestellt. Die Bauarbeiten begannen um 1510, in der Spätgotik also, die in unseren Breiten in den ersten 20 Jahren des 16. Jahrhunderts ihren Höhepunkt erreicht hat. Die südliche Vorhalle ist bemerkenswert wegen ihres dynamischen Netzrippengewölbes, das mit den Überhängen der sich durchschneidenden Rippen und deren abruptem Ende ohne Aufsetzen auf einer Konsole oder Einlaufen in die Wand die Prinzipien der Statik eines gotischen Rippengewölbes negiert. Die Vorhalle ist ein rechteckiger Raum, zwischen zwei Strebepfeilern der Domkirche eingespannt, mit eigenen zweistufigen Eckstrebepfeilern und konkav gebogenen Pultdächern.Diese Bestandteile des Domes sind relativ unberührt geblieben und sehen heute in etwa aus wie 1515. Das Gewölbegemälde der Annenkapelle stammt aus dem 19. Jh.
Denkmalamt der Slowakei, Bratislava