Pressburg (Bratislava) um 1515

Die mittelalterliche Stadt Pressburg (veraltet slow. Prešporok, lat. Posonium, ung. Posony) entstand als eigenständiges politisches Gebilde mit autonomer Gemeinde im 13. Jh. Im folgenden Jahrhundert bildete sich die übliche Struktur einer städtischen Gesellschaft (Kaufleute-Handwerker-Proletariat), und eigene Institutionen wurden gegründet (freie Pfarrerwahl, Stadtkanzlei, städtisches Spital).

Trotz einiger Krisenerscheinungen des Spätmittelalters (Hussiten, „Brüder“, Osmanen) war die Regierungszeit Sigismunds von Luxemburg (gest. 1437) und Matthias Corvinus' (gest. 1490) eine kulturelle und wirtschaftliche Blütezeit für die Stadt. Eine Reihe von künstlerischen Aufträgen reflektiert das zu der Zeit wachsende Selbstbewusstsein der Bürgerinnen und Bürger (Schlusssteine der nobilitierten Bürger mit ihren Wappen, anspruchsvolle Sepulkralien, kostbares liturgisches Gerät, reichgeschmückte Handschriften).

Während der Jagiellonenzeit wurden die großen Umbauten in der Stadt langsam beendet (das Presbyterium der Pfarrkirche wurde Ende der 80er Jahre fertig). Vielleicht hängen die sozialen Unruhen und die Xenophobie (Judenpogrome) in der spätmittelalterlichen Stadt mit der wachsenden Arbeitslosigkeit und den steigenden Preisen zusammen. Gleichwohl hat sich Pressburg gerade im „Herbst des Mittelalters“ seine Position als wichtiges Zentrum im Grenzland des Ungarischen Königreichs bewahrt.

Kurz nach dem Tod von Matthias Corvinus trafen sich in der Donaustadt Delegationen beider Parteien, die den Thron beanspruchten – die der tschechischen Jagiellonen (Vladislaus II.) und die der österreichischen Habsburger (römisch-deutscher Kaiser Maximilian). In Pressburg wurde ein Friedensvertrag geschlossen, wonach die Jagiellonen die Krone behielten. Den Habsburgern gelang es aber, ein Erbrecht auf die Krone des Ungarischen Königreichs zu erwirken. Die „Wiener Doppelhochzeit“ (in Wirklichkeit fanden die Hochzeiten in Linz und Buda statt) hatte ihr Vorspiel in Pressburg, wo sich in der ersten Jahreshälfte die Delegationen beider Dynastien trafen, um dynastische Verbindungen zu besprechen.

Den daraus resultierenden Verbindungen (Ludwig von Jagiello – Maria von Habsburg; Ferdinand von Habsburg – Anna von Jagiello) zufolge wurde Ferdinand nach Ludwigs Tod in Pressburg gekrönt. Die Situation nach der Schlacht bei Mohács (1526) war jedoch schwierig und brachte den Habsburgern ein umstrittenes Erbe: Pressburg wandelte sich zu einer Flüchtlingsstadt und ab 1529 zu einer umkämpften Hauptstadt des (restlichen) Königreichs Ungarn. Das reale Machtzentrum – Wien – verstärkte die vorher nur ökonomische und kulturelle Orientierung der Pressburger nach Wien und festigte die Stellung der deutschen Sprache in der Stadtkultur (anders als in Ofen/Buda, Stuhlweißenburg/Székesfehérvár und mehreren anderen Städten Transdanubiens oder Transsilvaniens, die im 15. Jh. magyarisiert – und anders als in Žilina, Trenčín oder Trnava, die slowakisiert wurden).

Juraj Šedivý



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