Budapest (Buda/Ofen)

Bis zur Gründung einer neuen Stadt auf einem Berg gegenüber Pest hieß die heutige Altofen/Óbuda Ofen. Vor dem Mongolensturm war sie von größter politischer und vermutlich auch ökonomischer Bedeutung. Davon zeugt auch, dass die Könige von Ungarn seit dem Ende des 12. Jahrhunderts regelmäßig nach (Alt)Ofen kamen, wo sie zumeist die Fastenzeit verbrachten. 1241 zerstörten die Mongolen die blühende Stadt Pest sowie die königliche Burg, das Kollegiatskapitel sowie schlussendlich die ganze, unbefestigte Stadt von (Alt)Ofen. Nach den Plünderungen ließ der König die deutschen Bürger von Pest auf einem Berg gegenüber der Stadt aufziehen, wo er u.a. eine ganz neue, befestigbare vermutlich: befestigte Siedlung ins Leben rufen wollte.

Ofen wurde erst zu Beginn des 15. Jahrhunderts (1408) endgültig der Hauptsitz der königlichen Regierung (Kanzlei, Gerichte usw.). Der markante Ausbau des königlichen Palastes kam auch damals, d.h. im Zeitalter von König Sigismund, der später von König Matthias Corvinus und die zwei jagiellonischen Thronfolger zustande, König Wladislaw II und Ludwig II, im Stil der Spätgotik sowie der Renaissance fortgesetzt wurde. Gleichzeitig vergrößert sich die ungarische Bevölkerung sowohl hinsichtlich ihres Einflusses und ihrer Größe, was aus der Anwesenheit des oft internationalen königlichen Hofes sowie der meistens ungarischsprachigen Landschaft um die Stadt erfolgte. Die Rivalität zwischen den Deutschen und Ungarn führte zuerst zu Prozessen, dann 1439 zu Empörungen. Die Spannungen ließ sich danach mit von beiden Parteien anerkannten Verordnungen (z.B. sechs deutsche und sechs ungarische Geschworene im Stadtrat, jährlich rotierende Stadtrichterwahl) auflösen, was auch das Ofener Stadtrecht widerspiegelt.

Holzschnitt von Ofen (Budapest) aus der Schedel'schen Weltchronik, Blatt 138v/139r, 1493

Nach der Schlacht bei Mohács (29.8.1526) blieb die Stadt ohne Verteidiger, die Königin, Maria von Ungarn, flüchtete – aus Furcht vor den Osmanen - mit der Schatzkammer nach Preßburg. Die sultanischen Truppen zogen am 12. September ungehindert in Ofen ein. Sie raubten die Stadt aus, nahmen die hinterlassenen Schätze mit und brannten alles mit Ausnahme des Palastes nieder.

Nach einer weiteren osmanischen Eroberung (1529) gelangte die Stadt 1541 (genau am 15. Jahrestag der Schlacht bei Mohács) schließlich in die Hände von Sultan Süleyman. Sie konnte erst 1686 im Rahmen einer internationalen Koalition der Heiligen Liga zurückerobert werden konnte.

Judit Majorossy


Pest (Rákos)

Am linken Ufer der Donau, genau gegenüber Ofen, liegt Pest, das erstmals bereits 1061 erwähnt wurde. Da die Donau nicht nur als einer der wichtigsten Flüsse, sondern auch als eine der bedeutendsten Handelsrouten in Ungarn galt, wurde die Stadt bis zum 11. Jahrhundert dank ihrem Fährhafen ein hervorragendes Wirtschaftszentrum. Die ersten Bewohner bestanden meistens aus muslimischen wolgabulgarischen Kaufleuten, zu den König Andreas II Deutschen im ersten Drittel des 13. Jahrhunderts ansiedelten, dann belohnte er 1230 Pest mit Privilegien. Im Mongolensturm (1241-42) brannte nicht nur diese Stadt, sondern auch Ofen ganz ab. Nach diesen Ereignissen ließ der König eine neue Stadt errichten und seinen eigenen Palast auf einem sich als Festung eignenden Berg gegenüber Pest, die wenig später auch Ofen genannt und die ältere, von den Mongolen ausgeplünderten Ofen somit als Altofen bezeichnet war. Obwohl der König die 1244 in Pest angesiedelten „Gäste“ (hospes) mit Privilegien belohnte und das dortige Stapelrecht bestätigte, erholte sich Pest nach der schwierigen Lage erst in den darauffolgenden Jahrzehnten. Im Gegensatz zum sich dynamisch entwickelnden Ofen gelangte Pest sogar in eine abhängige Position unter der Betreuung von einem sog. Rektor, von dem Pest 1413 auf Befehl von König Sigismund befreit wurde. Danach bekam es wieder das Stadtrichterwahlrecht.

Im 15. Jahrhundert basierte die Wirtschaftskraft der Stadt in erster Linie auf Vieh- und Weinhandel. Mit dem wirtschaftlichen Aufschwung gelang es, in die „Elitegruppe“ der ungarischen Städten (als achtes Mitglied der freien königlichen Städte) aufzusteigen, die Blütezeit begann jedoch nach der Niederlage bei Mohács (1526) und dem osmanischen Eindringen in Ungarn an.

Außerhalb der zwischen 1450 und 1470 errichteten Pester Stadtmauer, die auch ein symbolisches Zeichen der wirtschaftlichen Erfolgen zu sein schien, befand sich im Osten und Norden ein großes, durch ältere Donauarme leicht gegliedertes Flachland mit Mooren, das als (Feld) Rákos bezeichnet wurde. Es dehnte sich ca. bis zum namensgebenden Bach Rákos aus. Seit dem 12.–13. Jahrhundert diente das Gebiet regelmäßig als Ort von Heeresversammlungen und Reichstagen. In einer solchen Funktion wird es 1074 erwähnt. 1298 wurde Rákos als die Mitte des Königreiches bezeichnet. Seit dem 13. Jahrhundert wurden die Reichstage für Königswahlen mit Sicherheit auf diesem „Feld bei Pest“ abgehalten. Der Reichstag im Oktober 1505 fand ebenfalls dort statt. Dort verfasste Stephan Werbőczy den sog. Rákoser Schluss.

Judit Majorossy


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